Im Herbst 2011 wurde uns im Tangokurs unseres 2. Lehrers ein weiterer Lehrer empfohlen. Dieser ist Mexikaner und ein Künstler mit großen Visionen und Leidenschaft durch und durch. Seine Devise besteht darin, seinen Schülern die Möglichkeit zu geben, auf der Bühne seine eigens inszenierten Bühnenstücke tänzerisch Ausdruck zu verleihen.
Diese Möglichkeit wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Und so haben wir uns schweren Herzens von unserer damaligen Tangoschule getrennt und dort begonnen Tangostunden zu nehmen. Da es unser erklärtes Ziel war, auf der Bühne zu tanzen, tanzten wir im Unterricht ausdrucksstarke Figuren aus dem Repertoire des „Bühnentangos“,
Unser Lehrer nahm dabei die Rolle als Tänzer, Choreograph, Regisseur, etc. in einer Person ein. Die musikalische Grundlage bildete dabei die Musik von Luis Bacalov, die dieser für eine Tangomesse („Misa Tango“) komponiert hatte. Unser Lehrer erschuf ein Bühnenstück in dem er die Schöpfungsgeschichte und die sieben Sünden der Menschheit neu interpretierte. Wir spielten und tanzten eines der sieben Paare – meine Frau Miriam hatte den Part der totbringenden, verführerischen Atombombe im roten Kleid inne und ich spielte einen mächtigen Staatspräsidenten, der sich von der Atombombe verführen ließ.
In den Tangostunden studierten wir unsere Choreographie ein, übten zu Hause und trafen uns gegen Ende mehrmals am Wochenende mit der ganzen Gruppe zum Proben.
Unser Lehrer spielte den „Jesus“ und tanzte mit „Maria“, eine vermutlich professionell ausgebildete Ballettänzerin.
Das Stück bestand aus der Schöpfungsgeschichte, in der Jesus und Maria anfangs zusammen Tango tanzten – vermutlich war es tatsächlich genauso.
Die sieben Paare, die die sieben Todsünden verkörperten, tanzten ihre Choreographien, wobei eine Tänzerin als Schlange die Paare zuvor verführt hatte. Es gab die getanzte Leidensgeschichte Jesu und weitere Tanzszenen. Nach der Erlösung durch Jesus tanzten in der Schlußszene alle zusammen auf der Bühne.
Trotz immenser Nervosität war es eine sehr gelungene Aufführung – unsere Truppe war voller Adrenalin und alle überglücklich.
Dieses Stück hatten wir am 27. Mai 2011 im Rahmen der langen Nacht der Kirchen einmal in der Mexiko Kirche und gleich danach nochmals in St.Othmar aufgeführt.
Sehr opulent, faszinierend und extrem berauschend verlief der Abend und die Nacht. Vor allem als bei der Aufführung in der Mexiko Kirche ein schweres Gewitter aufzog und die Leidensgeschichte mit Blitz und Donner untermalt wurde.
Nach Mitternacht feierten wir bis zum Sonnenaufgang in der Banes Bar im 1.Bezirk, wo wir dann auch noch völlig aufgedreht Tango und Salsa tanzten.
Wir waren über Nacht zu Profitänzern geworden und tangotänzerisch fühlten wir uns alle wie Superstars.
Dachten wir zumindest in der Nacht der Nächte, wo es scheinbar keinen Morgen gab…
Meine Frau Miriam und ich wußten damals nicht, daß wir zukünftig geistig mehrmals hart auf die Bretter, bzw. auf das Tangoparkett aufschlagen sollten. Superstars müssen dann doch wohl öfter und länger üben als man denkt.
Auch meine Tanzschuhe sollten bald ausschauen wie ein Nudelsieb, sooft wie ich sie aus lauter Ungeduld und Verzweiflung noch an die Wand nageln wollte.
Wie es dann weiterging und vor allem mit unserem LebensTango
könnt ihr im nächsten Beitrag erfahren…
Liebe Grüße Euer Tom und Eure Miri